Archiv der Kategorie: Allgemein

Howto: Werte dein Quartier ab! #2

gefunden auf Online Reports:

Brandstifter zieht Feuer-Spur durch die ganze Stadt

Basel, 9. September 2016

In der Nacht auf heute Freitag kam es in der Stadt Basel zu sechs Brandfällen innerhalb von fünfeinhalb Stunden. Die Feuer wurden zwischen 0.30 und 6 Uhr gelegt. Es entstand Sachschaden von mehreren tausend Franken.

Im ersten Fall um 0.30 Uhr meldeten Passanten eine starke Rauchentwicklung auf der Claramatte. Kurze Zeit später waren die Polizei sowie die Berufsfeuerwehr vor Ort und löschten einen in Vollbrand stehenden, grossen, blauen Abfallcontainer.

Um 1.30 Uhr stellte eine Polizeipatrouille unter den Arkaden am Claraplatz, beim Eingang Höhe UBS, einen in Vollbrand stehenden Abfallsack fest. Polizei und die Feuerwehr löschten den Brand. Es entstand Sachschaden an einem Pfeiler der Arkade.

Im dritten Fall alarmierte ein Passant um 3 Uhr die Polizei, weil in der Aeschenvorstadt, in einem Nebeneingang des „Migros“-Drachencenter, ein Papierstapel brannte. Die Feuerwehr löschte den Brand. Durch die Hitze barsten mehrere Schaufensterscheiben.

Kurz nach 5.15 Uhr stellte ein Anwohner brennende Abfallsäcke vor zwei Liegenschaften in der Lehenmattstrasse fest, die durch die Feuerwehr gelöscht wurden.

Gegen 5.45 Uhr alarmierten Anwohner die Feuerwehr, weil bei der Verzweigung Schaffhauserrheinweg / Fischerweg ein grosser, blauer Abfallcontainer lichterloh brannte. Dieser wurde gelöscht. Ein abgestelltes Fahrrad wurde durch das Feuer ebenfalls beschädigt.

Kurz vor 6 Uhr meldete eine Passantin der Feuerwehr einen brennenden Abfalleimer im Solitude-Park, der durch die Feuerwehr gelöscht wurde.


ebenfalls gefunden auf Online Reports:

Wieder Brandstiftungen – Täter diesmal erwischt

Basel, 11. September 2016

In der Nacht auf heute Sonntag brannten in Basel erneut grosse blaue Abfallcontainer. Zuerst war gegen 3 Uhr am Oberen Rheinweg Feuer gelegt worden, eine Stunde später auf der Claramatte, Ecke Klingentalstrasse / Hammerstrasse. Die Feuerwehr löschte die Brände.

Dass der Brandstifter wenig später im Teichgässlein verhaftet werden konnte, ist einer Polizistin zu verdanken, die privat mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Hause war. Sie hatte beim Pavillon auf der Claramatte einen Mann bemerkt, der sich verdächtig verhielt und sich an einem Container zu schaffen machte. Unmittelbar nachdem er weggegangen war, brannte der Container. Die Polizistin folgte dem Mann durch den Claragraben und bereitete seine Festnahme durch eine Polizei-Patrouille vor.

Beim mutmasslichen Täter handelt es sich um einen 38-jährigen Türken. Die Kriminalpolizei klärt ab, ob ein Zusammenhang mit gleich gelagerten Delikten der letzten Tage besteht. In der Nacht auf letzten Freitag war es in der ganzen Stadt innerhalb von fünfeinhalb Stunden zu sechs ähnlichen Brandfällen gekommen.

Sieben der „Basel8“ mittlerweile entlassen

97908Eine Solidaritätsdemonstration, die am 26. September 2016 hätte stattfinden sollen (als noch vier Personen inhaftiert waren), wurde vom Polizeikonkordat Nordwestschweiz im Keim erstickt. Dutzende Polizist*innen sicherten den Versammlungspunkt und verhinderten damit eine Besammlung.

Mittlerweile ist laut Meldungen nur noch eine Person in Gewahrsam.

Nachfolgend das Statement der Antirep-Gruppe, gefunden auf Indymedia Linksunten:

Von den ursprünglich acht Gefangenen wurden mittlerweile sieben entlassen. In einem Fall ist die reguläre Haftdauer abgelaufen, in den anderen sechs haben Beschwerden oder Haftentlassungsgesuche der Anwält*innen zur vorzeitigen Freilassung geführt.

Die sich noch in Gewahrsam befindliche Person besitzt keinen Schweizer Pass und wird entsprechend gesondert behandelt. Es lässt sich derzeit nicht abschätzen, ob er Anfang Oktober das Untersuchungsgefängnis verlassen kann oder ob das Zwangsmassnahmengericht einem allfälligen weiteren Antrag auf Verlängerung stattgeben würde.

Die lange U-Haft der Beschuldigten ist klar politisch motiviert, unter anderem auf Grund der Befangenheit einer der Haftrichter: Dieser ist neben dem Zwangsmassnahmengericht auch am Strafgericht beschäftigt und gleichzeitig aktiv in die Parteipolitik der SVP eingebunden. Genau diese beiden Gebäude wurden am Umzug vom 24. Juni 2016 angegriffen.

Dem letzten Gefangenen wünschen wir viel Kraft und Energie, die lange U-Haft zu überstehen – den Entlassenen, dass sie sich wieder in den Armen ihrer Freund*innen und Genoss*innen befinden!

Im Übrigen senden wir solidarische Grüsse und Kraft an die zwei Untersuchungshäftlinge von Zürich, denen vorgeworfen wird, an der Störung des Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Züchtungsforschung (Eucarpia) am 29. August 2016 beteiligt gewesen zu sein.

Niemand ist frei, bis nicht alle frei sind!

Polizei vom Theaterplatz verjagt

gefunden auf Basellandschaftliche Zeitung:

200 gegen fünf Polizisten: Was geschah wirklich am Theaterplatz?

Am Wochenende wurden fünf Polizisten von einem wütenden Mob angegriffen. Rund 200 Jugendliche und junge Erwachsene beschimpften die Uniformierten und bewarfen sie mit Gegenständen. In der Meldung über die Attacken lässt die Polizei jedoch ein pikantes Detail aus.

Der Fall scheint klar. Da war ein wütender Mob am Werk. Jugendliche hätten am späten Samstag beim Tinguely-Brunnen fünf Uniformierte beschimpft und mit Flaschen attackiert, berichtete die Polizei nach der Krawallnacht: «Polizisten während Einsatz heftig bedroht», stand in der Mitteilung. Und: Die Polizei habe «Reizstoff» eingesetzt, um sich vor «über 200 vorwiegend jungen Zaungästen» zu schützen. Diese hätten gedroht, geschimpft, geworfen.

Ein gefundenes Fressen für die Junge SVP. Die Partei zeigte sich am Montag «schockiert». Sie verurteile die Ausschreitungen und verlange «harte Strafen». Bis dahin hatte die Polizei allerdings keine Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft eingereicht. Umgekehrt wurde kein Polizist angezeigt, was gemäss Augenzeugen aber noch geschehen könnte. Die Polizei habe die Ausschreitungen nämlich selber zu verschulden.

Alkohol versus Zivilcourage

Nochmals: Die Polizei redet von Zaungästen. Bloss: Wer bot ein Spektakel – und warum? Zwei Jugendliche hätten sich geprügelt. Die Polizei trennte die Streithähne. Einer habe sich aggressiv verhalten. Involviert sei zudem ein 21-Jähriger gewesen. Und dann gingen plötzlich über 200 Leute auf die Polizei los. So lautet die offizielle Version. Eine Frage bleibt unbeantwortet: warum?

«Die Frage, aus welcher Motivation heraus die rund 200 Personen auf den – sie nicht betreffenden – Polizeieinsatz derart heftig mit Beschimpfungen und Flaschenwerfen reagiert haben, können wir nicht mit Gewissheit beantworten», sagt Polizeisprecher Martin Schütz. Seine Vermutung: «Es dürfte mit zu hohem Alkoholkonsum und Gruppendynamiken zu erklären sein.»

Die beiden Prügler hatten 0,77 und 0,72 Promille im Blut. Damit hätten sie in Grossbritannien oder Liechtenstein noch Auto fahren dürfen. Alkohol sei nicht ausschlaggebend für den Tumult gewesen, sagt dann auch eine 17-jährige Schülerin, die sich mit ihrem Freund auf dem Platz aufhielt, als die Stimmung kippte. Was war es dann, wenn nicht Alkohol? «Die Masse hat Zivilcourage bewiesen», sagt die junge Frau.

Die Polizei habe einen der Streithähne mit einem Schlagstock derart heftig geschlagen, dass dieser geschrien und die friedlichen Menschen auf dem Theaterplatz auf sich aufmerksam gemacht habe. Zu dem Zeitpunkt sei sein Kontrahent bereits abgeführt worden.

Schlagstock gegen 17-Jährigen

Der Geschlagene sei übrigens schwarz gewesen, was die Augenzeugen oder «Zaungäste» möglicherweise zusätzlich habe aufhorchen lassen. Jedenfalls hätten Dutzende Leute eingegriffen, um den am Boden liegenden Mann aus den Fängen der Polizei zu befreien. Diese habe mit Pfefferspray reagiert und etliche Unschuldige getroffen. So auch sie, die 17-Jährige, die dann zitternd und aufgelöst nach Hause ging.

Die Polizei gibt den Schlagstock-Einsatz auf Nachfrage zu. Der Mann sei «ausgesprochen renitent und aggressiv» gewesen, sagt Schütz. «Deswegen, und um einen weiteren Angriff des alkoholisierten 17-Jährigen zu unterbinden, mussten die Polizisten den ‹Geraden Einsatzstock› einsetzen.» Der Mann habe sich gewehrt und nur unter «grösster Anstrengung» ins Einsatzfahrzeug gesetzt werden können. «Währendessen mussten die Polizisten mehrere Personen abhalten, den 17-Jährigen aus der Kontrolle zu befreien.» Dass er schwarz sei, habe keine Rolle gespielt. Die Polizei behandle alle gleich – unabhängig von Hautfarbe und Herkunft.

Weder die angegriffenen Polizisten, noch die drei vorübergehend festgehaltenen Männer mussten nach den Tumulten ärztlich behandelt werden.

Solidarität mit den U-Häftlingen vom 24. Juni 2016

Die Verhängung von Untersuchungshaft gegen sieben Personen, denen vorgeworfen wird, am Umzug vom 24. Juni 2016 beteiligt gewesen zu sein, findet internationale Beachtung:

Dem Aufruf zu einem „schwarzen Juli“ folgend, wurde in Frankfurt a. M. Anfang Juli ein Firmen-Auto angezündet. Nachfolgend die Anschlagserklärung:

Der schwarze Juli der Rigaer-straße kommt. Seit fast 3 Wochen belagern die Bullen das Projekt R94. Wir haben euch verstanden und antworten so wie wir können. Und es wird weiter gehen. Heute Nacht hat es ein Auto des örtlichen Energieversorgers mainova getroffen.

[…]

Wir freuen uns über die vielen großen und kleinen Aktionen überall – angemessene Reaktionen auf das Schauspiel von Henkel. Seht dies als kleine Unterstützung für den Kampf in Friedrichshain. Berlin soll im Chaos versinken, und wir machen überall mit!

Solidarische Grüße an die Inhaftierten Gefährten der sauvage aus Basel. Auch den in Aachen für die Enteignung einer Bank Angeklagten wünschen wir viel  Kraft und nur das Beste!

Zudem findet sich im Auswertungsartikel zu einer militanten Grossdemonstration vom 9. Juli 2016 mit mehreren tausend Personen in Berlin im Rahmen der Verteidigung der Rigaer94 folgende Passage:

[…]

Wir wollen an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen und uns bei allen bedanken, die an der Demo teilgenommen haben und den Tag zu dem gemacht haben, wie er uns in Erinnerung bleiben wird. Als ein Tag, an dem wir gemeinsam unsere Ohnmacht durchbrochen haben. Zudem wollen wir allen danken, die die Rigaer 94 sowie den rebellischen Nordkiez und damit die uns einende Idee einer befreiten Gesellschaft Tag und Nacht mit den unterschiedlichsten Aktionen unterstützt haben. Momente des Widerstandes sollten sich auch nicht nur auf die kurzen Stunden einer vorbereiteten Demonstration beziehen, sondern jeden Tag gelebt und danach gehandelt werden.

Wir grüßen die Rebell*innen aus Basel, die nach einer Demonstration gegen Rassismus, Repression und Vertreibung verhaftet wurden. Von den 14 Personen sitzen noch 7 in U-Haft – lassen wir sie nicht alleine! Unsere Solidarität gegen ihre Repression! Die Angriffe auf Sicherheitsfirmen, Versicherungsgebäude und Bullen haben unsere Herzen hier im Gefahrengebiet erwärmt!

[…]

Shift Mode: Klybeckgenossenschaft gibt nicht auf

via Tageswoche:

Der Rosenkrieg um das Shift-Mode-Areal geht weiter

Die Wohngenossenschaft Klybeck gibt den Kampf nicht auf. Sie zieht ihren bereits zweimal abgewiesenen Rekurs gegen die Bau- und Betriebsbewilligung für die Holzhallen auf dem Shift-Mode-Areal am Klybeckquai weiter.

Es begann mit einem Rausschmiss. Katja Reichenstein von Shift Mode wollte als Zuhörerin an der Medienkonferenz der Wohngenossenschaft Klybeck teilnehmen, wurde aber aufgefordert, das Sitzungszimmer zu verlassen. Ein deutliches Zeichen für die zerfahrene Situation zwischen den Vertretern der Wohngenossenschaft und dem Zwischennutzungsprojekt Shift Mode auf dem nahe gelegenen ehemaligen Migrol-Areal.

Die Wohngenossenschaft Klybeck hatte die Medien eingeladen, um über den Weiterzug ihres Rekurses gegen die Bau- und Betriebsbewilligung für die Holzhallen auf dem Shift-Mode-Areal an das Basler Verwaltungsgericht zu informieren. Der Vorstand der Wohngenossenschaft, die ihre Wurzeln unter anderem in der Bewegung um die Alte Stadtgärtnerei hat, wehrt sich seit vielen Monaten gegen die Pläne des Vereins Shift Mode, auf dem Ex-Migrol-Areal mehrere Holzhallen zu errichten. Bereits zweimal sind die Genossenschafter mit ihrer Einsprache gegen das Bauprojekt und einem späteren Rekurs bei der Baurekurskommission abgeblitzt. Doch sie geben nicht auf.

Echte Zwischennutzung werde verhindert

Martin Brändle von der Wohngenossenschaft betonte nun, man wende sich nicht grundsätzlich gegen eine Zwischennutzung des Areals. «Wir wollen im Gegenteil eine echte Zwischennutzung mit kleineren Projekten ermöglichen, die durch den Bau der Hallen aber verhindert würde.» Als Anwohner fühlen sich die Mitglieder der Genossenschaft durch die bewilligten Betriebszeiten von 7 bis 24 Uhr von Sonntag bis Mittwoch, bis 1 Uhr am Donnerstag und gar bis 4 Uhr am Freitag und Samstag arg in Mitleidenschaft gezogen.

Brändle spricht von vier Holzhallen mit einer Gesamtfläche von 4600 Quadratmetern, die auf den Bebauungsplänen auch so eingezeichnet sind. Mittlerweile wurde aber bekannt, dass eine der Hallen, es handelt sich um die Trendsporthalle, andernorts errichtet wird, sodass nur noch drei Holzhallen mit einer Fläche von rund 3500 Quadratmetern übrigblieben.

Grundsatzstreit verhindert Kompromisse

Katja Reichenstein vom Verein Shift Mode versichert, dass es bei diesen drei Hallen bleiben werde. Die grösste Halle mit einer Länge von 117 Metern würde das Gelände überdies als Lärmriegel entlang der Hafenbahnanlagen von den Häusern der Genossenschaft abschirmen. «Ein unabhängiges Gutachten hat ergeben, dass die Halle sogar den Lärm der Güterzüge dämpfen würde», sagte Reichenstein. Überdies sei nicht geplant, die bewilligten Betriebszeiten voll auszunutzen.

Diesen Aussagen misstraut Brändle. «Unser Rekurs bezieht sich auf die offizielle Bau- und Betriebsbewilligung, und bewilligt ist der Bau von vier Hallen mit den übermässig langen Betriebszeiten», sagt er. Der Bau der Hallen sei «masslos» und werde, um die hohen Kosten amortisieren zu können, zu einem hohen Nutzungsdruck mit entsprechenden Emissionen führen.

Diese Emissionen wiederum würden zu einer andauernden Belastung für die Anwohnerschaft, erklärte Brändle weiter: «Der Bau der Hallen lohnt sich nur, wenn sie länger als innerhalb des vorläufig bewilligten Zeitraums bis 2019 betrieben werden können.» Er befürchtet, dass sie bis zu einer definitiven Neubebauung des Klybeckquais, mit dem nicht vor 2030 zu rechnen sei, stehenbleiben würden.

Verhärtete Fronten

Das Verhältnis zwischen der Wohngenossenschaft und den Zwischennutzungs-Hostern ist verkorkst. Die Wohngenossenschafter werfen dem Verein Shift Mode vor, die Zwischennutzungsidee mit dem Bau der Holzhallen zu hintertreiben. «Zwischennutzungen sind nicht dafür da, städtische Brachen kommerziell zu nutzen», sagte Agnes Würsch vom Genossenschaftsvorstand.

Reichenstein entgegnet, dass sich kommerzielle Nutzungen der Hallen auf die kurzen Zeiten während den Grossmessen Baselworld und Art beschränken würden. «Wir wollen kein grosses Geld verdienen, sondern finanzielle Mittel zur Quersubventionierung nicht kommerzieller Projekte generieren und uns auch selber endlich mal aus der reinen Ehrenamtlichkeit herausholen», sagt sie.

Sündenbock für eine unausgegorene Planung des Kantons

Reichenstein vermutet, dass der Verein Shift Mode nicht zuletzt als Sündenbock für eine wenig ausgegorene Zwischennutzungsplanung des Kantons herhalten muss. Der Verein hat das Gelände als Host für Zwischennutzungsprojekte übertragen bekommen, als sich herausstellte, dass die Top-down-Planung des Kantons im Sand verlief.

Hart mit dem Kanton und speziell mit dem Präsidialdepartement ins Gericht geht die Wohngenossenschaft Klybeck. «Mit der direkten Vergabe des Areals an Shift Mode, ohne dass eine öffentliche Ausschreibung stattfand und ohne dass die Quartierbevölkerung einbezogen wurde, trägt das Präsidialdepartement die Verantwortung für das tief sitzende Misstrauen», sagte Brändle und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Nachfolgerin oder der Nachfolger von Guy Morin eine glücklichere Hand haben werde.

Passerelle aufgegeben

Verabschiedet haben sich beide Seiten inzwischen von der Idee, das Klybeckquartier mit einer Passerelle über die Hafenbahnanlagen auf direktem Weg mit dem Klybeckquai zu verbinden. Die Basler Regierung bezeichnete den Bau der Passerelle in der Antwort auf einen entsprechenden Vorstoss der BastA!-Grossrätin Heidi Mück als zu teuer für eine letztlich nicht befriedigende Lösung.

Das letzte Wort hat zwar der Grosse Rat, der Mücks Vorstoss ursprünglich mit grossem Mehr überwiesen hatte. Aber weder die Wohngenossenschaft noch Shift Mode glauben daran, dass sich diese Direktverbindung innerhalb einer nützlichen Frist realisieren liesse. Damit scheint auch noch das letzte gemeinsame Anliegen der beiden Kontrahenten vom Tisch zu sein.

Strassenblockade in Solidarität mit Geflüchteten

per Mail zugeschickt bekommen:

Solidarity with Refugees

Wie gewöhnlich fliesst der Verkehr auch an diesem Montagabend durch die Stadt Basel. Mitten im abgeschotteten Speckgürtel Nordeuropa ist man wunderbar davon abgelenkt , dass Tausende von Menschen auf der Flucht  feststecken. Es ist ihr Recht, Schutz zu suchen, doch der Weg wird ihnen verwehrt. Es fehlt vor Ort an allem. Es fehlt auch an Solidarität. Solidarität von uns hier, die wir bloss per Zufall hier geboren worden sind.

173992

Als Zeichen der Solidarität haben wir heute Abend die Kreuzung Klybeckstrasse/Feldbergstrasse blockiert und Zelte aufgebaut. Kleine, schäbige Zelte, die zu nichts taugen, schon gar nicht als Schutz gegen Regen, Wind und Kälte. Für die, die eś  nicht wissen: Es sind solche Zelte, in denen die Menschen leben müssen. Sie zu besprayen, ist für viele der einzige Weg, ihre Not auszdrücken. Heute transportieren wir ihre Nachrichten nach Basel.

Abschottung bedeutet keine Stabilität. Abschottung bedeutet einfach nur Abschottung.
Open the borders!

Nachtrag zur „Villa Carmen“

gefunden auf Zeitnah:

gesichtet #128: Der Hausgeist Carmen verlässt das «aufstrebende Hip-Quartier»

Der Bagger ist bereits am Werk. Dabei wird der Innenhof tüchtig umgekrempelt, die Scheune hat’s soeben erwischt. Die vordere Fassade der Villa Carmen steht zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen noch. «Abgerissen!» ist aber vorsorglich schon mal hingesprayt.

Villa Carmen? Zu seinem Kosenamen kam das Haus an der Vogesenstrasse 23 dank seiner letzten Bewohnerschaft. Bis vor ein paar Monaten hauste in der Liegenschaft im Basler St. Johann-Quartier nämlich noch eine WG. «Getauft haben wir das Haus zu Ehren unserer lieben Carmen», sagt einer der ehemaligen Bewohner. Es sei eine Art Hausgeist oder Matrone, die über den Leuten wachte. Inspiration dafür war ein eingerahmtes Bild von 1974 einer älteren Frau mit ziemlich offensichtlicher Perücke. Der besagte Bewohner hat das Bild in einer alten Kommode gefunden. Schon bald wurde Carmen zum Running Gag in der WG: «Es gab dort eine Wand mit ihrem Stammbaum – unter ihnen Monica Bellucci und der Erfinder der Bündner Nusstorte», erinnert er sich.

Die WG lud stets auch unter dem Namen Villa Carmen zu ihren Partys ein. Damit ist nun aber Schluss: Zwei Investoren aus einem Basler Familienunternehmen haben die Parzelle gekauft. 32 Eigentumswohnungen sind geplant. Daher hat es das Haus auch in den Basler Abrisskalender 2016 geschafft. Wie dort zu lesen ist, sollen die neun Zimmer das Haus über lange Zeit den 95 Jahre alten früheren Besitzer beherbergt haben. Zwei junge Familien richteten später das Haus neu ein. In der Holzscheune im Innenhof fertigten sie Rucksäcke an und auch auch ein Maler hatte dort während 15 Jahren sein Atelier. Auch das Pataphysische Institut Basel hielt bei der Villa Carmen Einzug. Dieses erforscht die Wissenschaft für imaginäre Lösungen. Seit anfangs Jahr ist es an der Socinstrasse zuhause.

Das ist nun alles Geschichte: Unter dem Namen Johannshof soll ein Neubau an der Vogesenstrasse entstehen. Beim Vordergebäude soll auch eine Einstellhalle mit 42 Parkplätze gebaut werden. Diejenigen Wohnungen, die zurzeit noch nicht vergeben sind, kosten zwischen 640’000 und 940’000 Franken. Wie auch schon bei der alten Poststelle gleich ein paar Strassen weiter weichen auch in diesem Teil des St. Johann-Quartiers einfache Wohnungen teuren Mietobjekten. Aufschlussreich ist dazu der Text auf der Website des Johannshof. Unter dem Begriff «Standortqualität» werden die Vorzüge des Quartiers aufgeführt:

„Zurzeit laufen einige städtebauliche Veränderungen, welche zur weiteren Aufwertung des Quartiers beitragen werden (um den Bahnhof St. Johann, Umnutzung des Hafenareals etc. sowie private Investitionen wie beispielsweise der Novartis Campus). Insgesamt hat das Quartier in den letzten Jahren eine deutliche Qualitätsverbesserung erfahren und wurde zum aufstrebenden Hip-Quartier, das auch viele Menschen aus der Pharmabranche und von der Universität anzog. Die Vogesenstrasse zählt derzeit zu den aufstrebenden Wohnadressen […]“

So treffend und ehrlich könnten nicht einmal die unbekannten Sprayer die Entwicklung im Quartier beschreiben. Für wen die Neubauten gedacht sind und wie man sich hier das ideale Santihans vorstellt, wird hier deutlich. «Qualitätsverbesserung» gilt schliesslich nicht für alle: Ein Hausgeist wie Carmen hätte im «aufstrebenden Hip-Quartier» wohl keinen Platz mehr.

Sitz des Kirchenrats eingefärbt

gefunden auf Online Reports:

Vandalen-Protest gegen Sitz der reformierten Kirche

Der Streit um das „Kirchen-Asyl“ in der Matthäuskirche geht weiter: Massive Sachbeschädigung am Sitz der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt.

csm_picMuensterhofSprayerei468_19aef1db95

Vandalen-Anschlag auf den Sitz der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt: Unbekannte Täter haben in der Nacht auf heute Donnerstag die Fassade und das Portal des Münsterhofs an der Rittergasse auf eine Länge von über zehn Metern massiv mit roter und blauer Farbe versprayt und den Slogan „Heuchler“ hinzugefügt. Der Münsterhof ist der Sitz des Kirchenpräsidenten, des Kirchenrates sowie der Kirchen- und der Steuerverwaltung der Evangelisch-reformierten Kirche.

Die Kirche reichte bei der Basler Staatsanwaltschaft umgehend Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gegen Unbekannt ein, wie Sprecher Peter Gill gegenüber OnlineReports bestätigte. Die Kriminaltechnik habe heute Donnerstagmorgen „vor Ort untersucht“. Kirchen-Sprecher Roger Thiriet schätzte den Schaden auf eine Grössenordnung von 20’000 Franken.

Kirchenrat ist „konsterniert“

Die Spray-Attacke wertet Thiriet als „einen Angriff auf die Organisation Kirche“, auf den die Kirchenleitung „konsterniert“ reagiert habe: „Da wollte jemand ein Zeichen setzen.“

Die Urheber sind nicht konkret bekannt. Starke Vermutungen orten sie aber im Umkreis der Aktivisten, die sechs abgewiesene Asylbewerber während Wochen ohne Absprache und Einverständnis mit dem Kirchenrat in der Kleinbasler Matthäuskirche vor der Ausschaffung versteckt hielten.

Vor einer Woche führten Polizei und Migrationsbehörden die Asylbewerber ab und nahmen acht Personen in Haft – darunter zwei weitere Ausländer, die sich nicht rechtsgültig ausweisen konnten. Am Abend jenes Tages kam es zu einer Demonstration von Sympathisanten der Besetzungs-Aktion, in deren Verlauf die Poiizei Tränengas und Gummischrot einsetzte.

Laut Thiriet kam es aufgrund der Auseinandersetzungen zu rund einem Dutzend Kirchen-Austritten, etwa gleichmässig verteilt auf Anhänger, die diese Form von „Kirchen-Asyl“ verteidigten oder ablehnten.

Basler Abrisskalender 2016

via Tageswoche:

Abrisskalender: Durchs Jahr mit Basels bedrohten Bauten

Ein neuer Kalender widmet sich den gefährdeten Seiten Basels: Wohnorte und Zwischennutzungen, die bald verschwinden müssen, werden dabei porträtiert. Mit Bildern und Texten zeigt er ein paar aktuelle Brennpunkte der Stadtentwicklung auf.

12341378_549207535230924_8014076349018437681_n

Bebilderte Kalender mit romantischen Basler Bildern gibt es viele. Beim vorliegenden Exemplar gehts um ganz andere Stadtansichten: Hier stehen nicht die touristischen Bauten im Vordergrund, sondern solche, die es morgen vielleicht gar nicht mehr geben wird. Das hier ist kein Abreiss-, sondern ein Abrisskalender.

Mit dabei sind «alte Bekannte» wie etwa die Warteck- und Steinengrabenhäuser, der Mittagstisch an der Schanzenstrasse und das Eckhaus an der Wasserstrasse. Auf der anderen Seite kommen aber auch Beispiele zum Zug, die kaum in den Medien präsent waren – so etwa die «Villa Carmen» an der Vogesenstrasse, die kürzlich noch von einer Gruppe junger Leute bewohnt wurde und bald neuen Eigentumswohnungen weichen wird. Auch das Seilziehen um die alten Bauten an der Matten- und Markgräflerstrasse kommt im Abrisskalender vor.

Mehr als nur Abrissbuden: Zehn Gebäude und ein Schiff

Zwischennutzungen wie etwa die Kunsträumlichkeiten des Vereins Flatterschafft beim Bahnhof SBB und das offene Wohnzimmer «Zur Bleibe» an der Müllheimerstrasse sind auch ein Thema, und die bedrohte Liegenschaft am Burgweg 4–14 ist gleich zweimal im Kalender vertreten. Ausserdem tanzt einer der zwölf Einträge aus der Reihe: Das bewohnte Frachtschiff «Lorin», dessen Verbleib im Hafen von Huningue noch in den Sternen steht, wird ebenfalls mit einem Porträt geehrt.

Joël Pregger hat den Kalender für die Genossenschaft «Mietshäuser Syndikat» gestaltet. Der Student der sozio-kulturellen Animation liess sich dabein von einem älteren «Vorgänger» anregegen: Schon in den Siebzigerjahren soll es einmal einen Abrisskalender gegeben haben: «Da dieser vergriffen und unauffindbar war, habe ich nach einer eigenen Interpretation einen solchen konzipiert und umgesetzt», sagt Pregger.

Existenzen, die vom Abrissbagger bedroht sind

Die Tour d’Horizon durch die bedrohten Wohnformen soll den Blick auf urbane Probleme schärfen: «Mein Ziel ist es, mit dem Kalender eine informative Grundlage zu schaffen, um damit einen kritischen Diskurs rund um die Stadtentwicklungspolitik anzustossen», sagt Joël Pregger. Wer entscheidet über künftige entwicklungsrelevante Fragen in den Quartieren? Fragen dieser Art interessierten den Macher des Kalenders.

«Einzelne Schicksale werden oft isoliert und vom Abrissbagger zermalmt», findet Pregger. Daher werden zum Teil auch die Gesichter hinter den Fassaden vorgestellt – zum Beispiel der vom Weihnachtsmarkt und der Fasnacht her bekannte «Schoggi-Peter», ein Bewohner der Burgweg-Liegenschaft. «Die Existenz der betroffenen Menschen ist entweder durch ein Abrissvorhaben, spekulativen Verkauf, bürokratische Hürden oder eine umfassende Renovation bedroht», erklärt Pregger.

Unter dem Druck einer «Verwertungslogik»

Der Kalender nimmt somit das in den letzten Jahren gestiegene Interesse an der urbanen Entwicklung auf. In den Augen des Kalendermachers stehen die Städte vermehrt in einer Art Standortmarketingwettbewerb: «Es herrscht ein Anlagedruck, der selbst das Wohnen immer stärker in eine Verwertungslogik zwingt», kritisiert er.

Daher kann er mit der Aussage von Stadtentwickler Thomas Kessler, dass Basel «keine Gentrifizierungsstadt» sei, nicht viel anfangen: «Wenn wir uns mit anderen Städten vergleichen, fällt es uns leicht, einzelne Schicksale zu relativieren und vergessen zu lassen», sagt Pregger. In seinen Augen ist der Abrisskalender ein Versuch, die Situation und Hintergründe der betroffenen Lebens- und Wohnprojekte zu porträtieren. So sollen die facettenreichen Gesichter der Häuser und Menschen hinter dem diffusen und oft benutzen Wort «Verdrängung» zum Vorschein kommen.

Eine Exkursion durch ein anderes Basel

Das Resultat ist sowohl informativ wie auch sehenswert: Die Fotos gewähren Einblicke in versteckte heimelige Hinterhöfe und ins Innere der besagten Gebäude. Zudem wird viel Textmaterial zu den Hintergründen dieser Orte präsentiert. Die hohe Dichte an Informationen auf jeweils beiden Seiten eines jeden Blatts geht aber auf Kosten der Übersichtlichkeit: Der Kalender ist nicht etwas, das von Weitem betrachtet, sondern zur Hand genommen und genauer beäugt werden muss. Somit ist es eigentlich eher ein kleiner Katalog, der zum Schmökern einlädt. Ein paar wenige Aussagen sind zudem etwas holzschnittartig verfasst – so etwa die etwas schwer verständliche Textpassage über die letzten Bewohner der «Villa Carmen».

Abgesehen von solchen Details füllt der Kalender aber eine wichtige Lücke: Er ermöglicht eine Art geführte Reise durch ein anderes Basel, eine Exkursion zu den bedrohten Wohnformen in der Stadt. Schon im Prolog wird das deutlich: «Häuser sind Hüllen, die uns Menschen einen Rückzugsort aus dem hastigen Alltag gewähren. Wenn sie abgerissen werden, fällt zwar die Maske, unsere zornigen Gesichter aber bleiben.» Die Idee, dass manche Häuser eben mehr sind als nur beliebig ersetzbare leblose Masse, zieht sich als roter Faden durch das kleine Basler Abriss-Kaleidoskop.

_
Der «Basler Abrisskalender 2016» kann zum Preis von 20 Franken beim Druckkollektiv Phönix an der Offenburgerstrasse 56 bezogen oder mit 5 Franken Versandkosten per E-Mail (abrisskalender@gmail.com) bestellt werden.

Abriss der Wasserstrasse 21-39 erfolgreich verhindert

gefunden auf wasserstrasse.ch:

Die Häuser an der Wasserstrasse 21–39 gehen auf den 1.1.2016 im Baurecht an die Wohngnosseschaft Gnischter über. Die Verträge wurden am 18.11.2015 unterschrieben. Damit sind 49 1–4 Zimmer-Wohnungen vor dem Abbruch gerettet und können zu günstigen Mietzinsen den BewohnerInnen zur Verfügung gestellt werden. Diese werden als GenossenschafterInnen die Häuser in weitgehender Selbstverwaltung renovieren und bewohnen.

Die Häuser an der Wasserstrasse 21 – 39 gehören zu den letzten nicht sanierten Wohnhäusern im hinteren St. Johann. In der Nische hinter dem Kraftwerk der IWB, an der Sackgasse, die auf den Pausenplatz des Voltaschulhauses führt, haben sie die zahlreichen Neuerungen und Baustellen im Quartier bisher überstanden und bieten vielen Bewohnern ein bezahlbares und angenehmes Zuhause.

Gebaut wurden sie zu Beginn des letzten Jahrhunderts von privater Hand. Später kamen die Häuser in den Besitz der IWB. Vor zehn Jahren wurden sie von der ZLV (Zentrale Liegenschaftsverwaltung) übernommen – der heutigen Immobilien Basel Stadt. Heute erscheinen die Häuser wie ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit. Vielleicht gerade deswegen sind sie vom Pausenplatz des Voltaschulhauses aus betrachtet ein echtes Bijou. Noch immer erfreuen sich die BewohnerInnen an den schönen Treppenhäusern und den Parkettböden, an der schlichten und doch liebevollen Innengestaltung der Häuser. Vor 100 Jahren wurde ein Wert geschaffen, der bis heute nützlich und schön ist.

 

siehe auch Tageswoche:

Wasserstrassen-Häuser sind gerettet und werden zur Genossenschaft

Seit fast fünf Jahren kämpft ein Verein für die Erhaltung der Häuser an der Wasserstrasse im St. Johann. Am Mittwoch wurde ein Baurechtsvertrag unterschrieben, gemäss dem die Häuserzeile im Januar an die Wohngenossenschaft Gnischter übergeht.

Das Bangen um die lange Zeit umkämpfte Häuserzeile an der Wasserstrasse hat wohl ein Ende: Die Erhaltung der mittlerweile stadtbekannten Gebäude im St. Johann-Quartier ist unter Dach und Fach. Die Häuser gehen am 1. Januar 2016 im Baurecht an die Wohngenossenschaft Gnischter über. Die entsprechenden Verträge wurden am Mittwoch unterschrieben. Demnächst werden sie noch vom Regierungsrat abgesegnet werden müssen.

Somit sind 42 Wohnungen vor dem Abbruch gerettet. Der Baurechtsvertrag umfasst die Häuser 21–37. Ungewiss ist aber noch immer die längerfristige Zukunft des Eckhauses Nummer 39: Dafür wurde lediglich ein Vertrag über fünf Jahre vereinbart, da der definitive Entscheid über die Erweiterung des Volta-Schulhauses noch nicht gefallen ist. Der Bebauungsplan Volta Ost sieht nämlich diese Ecke als mögliche Reserve für die Erweiterung des Pausenplatzes und einen Durchgang zur Voltastrasse vor.

Das Haus Nummer 39 hat aber gute Karten: «Momentan steht das Lysbüchel-Areal als Standort für ein neues Schulhaus im Vordergrund», sagt Daniel Gelzer, Verantwortlicher für die Integration der Wasserstrassen-Häuser bei der Wohngenossenschaft Gnischter. Wahrscheinlich werde der Platz also nicht mehr gebraucht. Gelzer ist daher zuversichtlich: «Wir hoffen sehr, dass auch dieses Haus in fünf Jahren mittels ordentlichen Baurechtsvertrags an die Genossenschaft übergeht».

Tiefe Mietpreise trotz geplanten Sanierungen

Bei der Noch-Eigentümerin Immobilien Basel-Stadt ist die Mietsituation etwas unübersichtlich: Nach Aussagen von Daniel Gelzer sind einige Wohnungen untervermietet von Leuten, die vor Jahren ausgezogen sind. Die Namen sind bekannt, doch neu sollen alle dort tatsächlich Wohnenden und Mieter angemeldet sein. Ebenfalls sollten sie künftig einen Anteilschein erwerben. Gleichzeitig bestimmen aber die Bewohner über den Ausbau und die Renovationen. Demnächst werden die Dächer und Fenster sowie die elektrischen Installationen saniert.

Daniel Gelzer versichert aber, dass die Genossenschaft die Mietpreise trotz dieser Renovationsarbeiten tief halten wird: Eine Zweizimmerwohnung kostet rund 500 Franken pro Monat. Es handelt sich dabei um Wohnungen ohne Zentralheizung und mit Gemeinschaftsbad.

Langes Warten auf den Baurechtsvertrag

Mit den neuen Baurechtsverträgen geht nun ein mehrjähriges Warten dem Ende entgegen. Der Verein Wasserstrasse kämpft seit fast fünf Jahren für die Erhaltung der Häuser und hatte in der Wohngenossenschaft Gnischter eine Partnerin gefunden, die im Herbst 2011 in Verhandlungen mit Immobilien Basel-Stadt eintrat. Diese war schon damals bereit, eine Absichtserklärung zur Übergabe der Häuser im Baurecht an eine bestehende Genossenschaft zu unterzeichnen.

Eigentlich hatten die Beteiligten also gehofft, diese Verträge bereits zwei Jahre früher abzuschliessen. Das Ganze zog sich aber in die Länge, da das Schicksal der Häuserzeile eng mit der Planung des ganzen Stadtteils verknüpft war: Die Erweiterung des Schulhauses, die Weiterentwicklung des IWB-Fernheizkraftwerkes Volta und die Zukunft des dortigen Öllagers erforderten Abklärungen. Diese Entscheide gipfelten im Bebauungsplan Volta Ost, der im März 2015 vom Grossen Rat verabschiedet wurde. Dieser ebnete schliesslich den Weg für die Ausarbeitung der Baurechtsverträge, die schliesslich am 18. November unterzeichnet werden konnten.

 

Uferlos/Haafescharte: Räumung doch auf Vorrat!

via Tageswoche:

Kunstmesse Scope steht vor dem Aus in Basel

Der Zwischennutzungsverein Shift Mode hat den Vertrag mit Scope nicht verlängert. Die Kunstmesse sucht nach einem neuen Standort ausserhalb des Hafens – und schliesst auch einen Wegzug aus Basel nicht aus.

Die Situation war mühsam für alle. Auf dem Migrolareal hätte es Platz genug für viele verschiedene Zwischennutzungsprojekte, doch jedes Frühjahr wurde die Brache vom unansehnlichen Zelt der Scope in Beschlag genommen. Damit war eine vernünftige Bespielung der Fläche nicht möglich. Doch auch die Kunstmesse selbst war nicht zufrieden, war doch das Riesenzelt keine besonders attraktive Heimat für teure Kunst.

Scope hat den Mietvertrag für diesen Standort noch mit der Stadt ausgehandelt, der Zwischennutzungsverein Shift Mode hat ihn als neuer Hausherr übernommen. Doch dieser Vertrag ist jetzt ausgelaufen, erneuern wollen ihn die Zwischennutzer nicht. Damit steht die Scope zum wiederholten Male ohne Standort da.

Tom Brunner, Präsident von Shift Mode, bestätigt auf Anfrage, dass der Vertrag mit der Scope nicht verlängert wurde. «Das riesige Zelt hat das gesamte Areal und die Entwicklung blockiert. Wir konnten diese Fläche nicht weiter freihalten.» Der öffentliche Druck sei zu hoch geworden, sagt Brunner. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass der Vertrag mit dem Zelt so nicht fortgeführt werde.

«Falls wir jedoch die Holzhallen rechtzeitig bauen können, darf die Scope jederzeit von den neuen Räumen Gebrauch machen.» Doch der Bau dieser Hallen ist höchst ungewiss, zurzeit ist dagegen immer noch ein Rekurs der Wohngenossenschaft Klybeck hängig.

Komplizierte Zusammenarbeit

Bis dahin können die Zwischennutzer von Shift Mode immerhin damit beginnen, die verschiedenen Flächen rund um den künftigen Hallen-Perimeter zu bespielen. «Nach den Initial-Projekten, die hauptsächlich aus dem Bereich Gastronomie stammen, kommen jetzt die ersten alternativen, sozio-kulturellen Projekte auf das Areal», sagt Brunner.

Vor kaum lösbaren Schwierigkeiten stehen die Betreiber der Kunstmesse Scope. Schon seit längerer Zeit sucht man nach einem Ersatzstandort. Laut Sprecher Patrick Tschan konnte bislang keiner gefunden werden. Die Zusammenarbeit mit Shiftmode sei kompliziert gewesen, so Tschan: «Unglücklich darüber, dass wir nicht mehr im Hafen sind, bin ich nicht.»

Ende September falle die Entscheidung, wie und wo es weitergeht. Auch ein Wegzug aus Basel steht laut Tschan zur Diskussion.

Stadtentwicklung im St. Johann

via Tageswoche:

Wie sich der Novartis-Campus auf das Quartier und die Mietzinsen auswirkt

Novartis-Campus, Voltabauten und Nordtangente: Das St. Johann hat in den letzten Jahren einen markanten Aufwertungsprozess durchgemacht. Wie aber hat sich dies auf die Mieten, den öffentlichen Raum und die Quartierbevölkerung ausgewirkt? Ein Blick auf die sogenannte Gentrifizierung.

Das Känguru befindet sich ständig auf Kriegsfuss mit dem Nachbarn. Dieser – ein Pinguin – lässt nämlich mit seinen extravaganten Wünschen, wie etwa einer gigantischen Klimaanlage, die Mieten in die Höhe schnellen. Das Känguru kann sich daher so manchen Seitenhieb auf den «Gentrifizierer» nicht verkneifen. Der Mitbewohner des Beuteltiers hat dazu aber seine eigene Meinung: «Letztens hatte ich den Gedanken, dass jeder, der das Wort Gentrifizierung kennt, Teil derselben ist.»

Was im «Känguru-Manifest» vom Autor und Kabarettisten Marc-Uwe Kling eifrig diskutiert wird, ist insbesondere in den Quartieren Rosental und St. Johann (und mit Blick auf die Zukunft wohl auch im Klybeck) ein Thema: Die Zuwanderung von wohlhabenderen Bevölkerungsgruppen und die anschliessenden Mietpreiserhöhungen werden von unbekannten «Kängurus» an den Hauswänden angeprangert. «Aufwertung heisst Verdrängung» und ähnliche Graffitiparolen, aber auch Wandzeitungen, Plakate und der Blog «D’Made im Daig» zeugen davon.

Auch in der von anonym herausgegebenen Schrift «Für eine offene Feindschaft mit Raubtieren», welche letztes Jahr zirkulierte, wird pointiert Stellung bezogen: «Um den Ansprüchen der Pharmabranche gerecht zu werden, tut die Stadt ihr Möglichstes, um in Firmensitznähe ein komfortables Klima für die Expats zu schaffen.» Dafür werde das St. Johann im Umfeld des Novartis-Campus kontinuierlich aufgewertet, und eine aufstrebende Mittelklasse angesiedelt: «Die Prekären wiederum treibt das Loch in der Geldbörse entweder weiter in die Armut oder in ärmere Gebiete», heisst es in dieser Broschüre.

Die Veredelung von Altbauwohnungen

Nun stellt sich aber die Frage, welche Pinguine (um bei der Figur von Marc-Uwe Kling zu bleiben) eigentlich im St. Johann am Werk sind. Mit anderen Worten: Inwiefern und durch wen lässt sich die oft kritisierte Verdrängung feststellen, und was spricht für oder gegen die Gentrifizierungsthese? Die Vorgeschichte ist bekannt: Der Bau der Nordtangente, die Errichtung des Novartis-Campus samt Kauf der Grenzstrasse nach Hüningen haben das Gründerzeitquartier grundlegend verändert. Seit 2010 markieren zudem die Neubauten Voltacenter, Volta West und Volta Mitte einen neuen Teil des Quartiers. Wie aber hat sich der Campus mit seinem Tross aus Wohnungen und Geschäften, die er mit sich brachte, auf das «alte Johann» ausgewirkt?

Zwar gehört das Santihans, zusammen mit dem grössten Teil des Kleinbasels, gemäss Statistischem Amt weiterhin zu den Gegenden Basels mit den durchschnittlich tiefsten Wohnpreisen. Erhöhungen sind feststellbar, doch im St. Johann nicht deutlicher als in vergleichbaren Quartieren wie Matthäus und Rosental. Daher lohnt es sich, die Entwicklung in den einzelnen Bezirken anzuschauen: Im Lysbüchel – also dort, wo der Campus und die Voltabauten stehen – ist das durchschnittliche Reineinkommen zwischen 2008 und 2012 um rund 11’000 Franken angestiegen. Auch bei der Steigerung des Reinvermögens um 22’000 Franken im gleichen Zeitraum hebt sich dieser Teil des St. Johanns von den Bezirken wie Kannenfeld oder Landskron ab.

Bei der Entwicklung muss zudem differenziert werden, von welchen Wohnungen überhaupt die Rede ist: Wie dem diesjährigen Mietpreisraster zu entnehmen ist, fielen für ältere, nicht renovierte Wohnungen die Quadratmeterpreise höher aus, diejenigen neuerer Bauten jedoch etwas tiefer. Wie auch die kürzlich veröffentlichte Erhebung vom Forschungsunternehmen «Fahrländer Partner Raumentwicklung» belegt, sind in mehreren Schweizer Städten wie Basel besonders die Preise in den Altbauwohnungen gestiegen.

Welche Rolle spielen die Expats?

Patrizia Bernasconi, Geschäftsleiterin des Mieterinnen- und Mieterverbands Basel, nennt Gründe dafür: «Überall dort, wo es häufig zu Mieterwechseln oder Sanierungen kommt, zeichnen sich Erhöhungen ab», sagt Bernasconi. Dabei seien Basels dynamischste Stadtteile besonders betroffen. Quartiere wie das St. Johann hätten als historische Arbeiterquartiere eine Umschichtung erfahren. Auch beobachtet sie eine Umwandlung von Mietwohnungen in Stockwerkeigentum.

Nun stellt sich die Frage, inwiefern diese Mietpreiserhöhungen in einem Zusammenhang mit dem Novartis-Campus stehen. Sind dafür – wie oft behauptet – die sogenannten Expats mitverantwortlich? Lassen sie als «Pinguine» – um auf die Figur von Marc-Uwe Kling zurückzukommen – die Mieten anwachsen? In den Augen von Patrizia Bernasconi ist dies eine verkürzte Darstellung: «Es wird oft falsch auf die Expats fokussiert.» Der Mechanismus greife ohnehin, sei es mit Expats oder mit finanzstarken Einheimischen, welche die urchigen Altbauwohnungen veredeln.

Bernasconis Anliegen ist es, viel früher anzusetzen: «Die beste Massnahme gegen Wohnungsnot ist, dass die Leute ihre Wohnung gar nicht erst verlieren.» Dabei weist sie etwa auf Massenkündigungen bei finanziell weniger gut gebetteten Leuten hin, wie sie etwa letztes Jahr an der Elsässerstrasse 107 geschahen.

Mietpreiserhöhung um stolze tausend Franken

Obschon sich die Leerstandsquote in Basel wieder leicht hob, ist die Sachlage für das tiefe Preissegment längst nicht entspannt: Suchanfragen bei den gängigen Portalen bestätigen, dass im Santihans günstige Wohnungen spärlich gesät sind. Auch die letztjährige Erhebung des Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) unterstreicht das: Die Hauptursache der Verknappung liege unter anderem darin, dass der Neubau nur das obere Preissegment entspannen kann, der Nachfragedruck aber im unteren und mittleren Bereich besonders hoch sei.

Patrizia Bernasconi kann ein besonders gravierendes Beispiel aus dem St. Johann nennen, das ein ehemaliger Mieter gemeldet hat: Bei einer 3,5-Zimmer-Wohnung an der Metzerstrasse betrug die Miete vor dessen Auszug noch 1350 Franken. Nun, unmittelbar nach der Pinselsanierung, liegt der Mietpreis bei stolzen 2290 Franken. Dabei wurde lediglich der Boden geschliffen. Stellen solche Erhöhungen – wie hier um satte tausend Franken – bloss Einzelfälle dar oder werden sie zur Regel?

«Alles ist schicker und hipper geworden»

Auf jeden Fall hat die Aufwertung in den letzten Jahren nicht nur bei den Mieten um sich gegriffen, was auch Kathrin (Name geändert) feststellt. In den Augen der Anwohnerin von der Wasserstrasse handelt es sich um eine schleichende Entwicklung, die oft nicht greifbar ist: «Gerade bei Wohnhäusern – abgesehen von den Neubauten – ist das schwierig mitzubekommen», meint sie. «Läden und Restaurants sind vielleicht ein offensichtlicherer Prüfpunkt.» Damit bezieht sie sich auf die Gastro-Landschaft, die sich in den letzten Jahren verändert hat. «Generell ist alles schicker, hipper und angeblich alternativer geworden», sagt Kathrin.

Gleichzeitig räumt sie aber ein, dass die Fokussierung auf die neuen Bars, Cafés und Restaurants nicht ihr Hauptkritikpunkt sei. Vielmehr sei es wichtig, zwischen verschiedenen Aufwertungsprozessen zu unterscheiden. Da gebe es zum einen den «pionierinitiierten Prozess», der fälschlicherweise in den Medien oft mit der Aufwertung gleichgesetzt werde. «Pioniere aus der Kreativwirtschaft bevölkern dabei – angezogen von tiefen Mietzinsen und prekär-urbaner Ästhetik – ärmere Quartiere», erklärt Kathrin. «Dabei produzieren sie kulturellen Mehrwert und darauf reagiert der Immobilienmarkt zusammen mit den alternden Pionieren, wobei der neu generierte Innovationsraum aufgekauft wird.»

«Gemeinsame Politik von der Stadt und Novartis»

Ist also doch der kreative Pionier wie das Känguru, welches das Wort Gentrifizierung kennt, mitbeteiligt? An manchen Orten mag das Fall sein, in den Augen von Kathrin liegt aber zumindest im St. Johann eine völlig andere Situation vor: «Hier haben wir es primär mit einem Top-Down-Aufwertungsprozess zu tun – grosse Player aus Regierung und Wirtschaft planen, initiieren und führen ihn aus», sagt sie.

Zwischen Novartis und Basel werde so eine gemeinsame Politik ausgehandelt. Dieser Tausch hat es in sich: «Die Stadt bekommt tausende neuer Arbeitsplätze und gutverdienende Expats, Novartis das Vorrecht, den Stadtteil nach seinem Gutdünken neu zu entwerfen», hält die Anwohnerin fest.

Trotzdem spielt sich das aus Sicht der Aufwertungskritiker nicht wie von Geisterhand ab. So kann etwa Sandro (Name geändert), ein weiterer Anwohner aus der Wasserstrasse, konkrete Beispiele nennen. Er erwähnt den Neubau an der Ecke Licht- und Kraftstrasse, wo seit letztem Winter das Restaurant Rhyschänzli – welches auch auf Gäste aus dem angrenzenden Novartis-Campus hofft – untergebracht ist. Der Abriss und die Sanierung der einst günstigen Wohnungen mit Kündigungen sind in den Augen von Sandro ein gutes Beispiel für die Folgen der Aufwertung.

Günstiger Wohnraum wird knapp

Sowohl der Mieterverband wie auch manche «Santihanslemer» kritisieren somit vor allem die Wohnungsknappheit im tieferen Preissegment, welche auf die zunehmende Aufwertung zurückgeführt wird. Laut Roland Frank, Leiter Fachstelle Stadtteilentwicklung, sollen weitere Neubauten dieses Problem entschärfen: «Auf dem Areal Volta Ost wird Immobilien Basel-Stadt ein Wohn- und Gewerbehaus bauen», sagt Frank. «Darin sollen besonders benachteiligte Personen Platz finden, für die der Kanton gemäss Wohnraumfördergesetz kostengünstigen Wohnraum bereitstellen kann.» Weiter soll die Stiftung Habitat beim Lothringerplatz ein Gebäude für kinderreiche Familien erstellen.

Roland Frank möchte daher die Gentrifizierungsthese nicht teilen. «Dieses Szenario lässt sich aufgrund von Befragungsergebnissen nicht bestätigen», sagt Frank. Dabei bezieht er sich auf die von der Kantons- und Stadtentwicklung im Jahr 2011 organisierte Befragung ProVolta. Bei der besagten Befragung ging es darum, die Einschätzungen der betroffenen Anwohner, Neumieter und Gewerbetreibenden zur Quartierentwicklung zu erfahren. Daraus ging hervor, dass nur wenige der befragten Anwohner die Veränderungen im Quartier zu spüren bekamen. «Bei den meisten Beteiligten hat sich wenig an der eigenen Wohnsituation geändert», stellt Frank fest.

Einkommensstärkere Zuzüger – ein Quartier im Quartier?

ProVolta machte allerdings gleichzeitig deutlich, dass im Schnitt eher jüngere und einkommensstärkere Leute als die Alteingesessenen zugezogen sind. Dabei machen die oft genannten Expats nur einen relativ kleinen Teil aus: Über die Hälfte der Mieter in den Neubauten ist innerhalb des Kantons umgezogen, aus dem Ausland kamen lediglich 13 Prozent. Auch aktuellere Zahlen zeigen in diese Richtung: «Die Wanderungsanalyse 2015 hat ergeben, dass das St. Johann einen Umzugsgewinn aufweist, der auf einen Einzugsüberschuss der Schweizer Bevölkerung zurückzuführen ist», sagt Roland Frank.

Hier kommt nebst der Frage der Mieten auch ein anderer Aspekt hinzu: Wie stark sich die finanzstärkeren «Neu-Santihanslemer» – ob nun Expats, Deutsche oder Schweizerinnen – mit der angestammten Quartierbevölkerung mischen, ob sie beim Einkaufen, beim Feierabendbier oder in der Freizeit miteinander interagieren, lässt sich nur schwer sagen. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht: Wie viele der neuen Novartis-Leute tatsächlich im St. Johann wohnen, lässt sich nicht herausfinden: Das Unternehmen gibt keine Angaben zu den bevorzugten Wohngegenden der Mitarbeitenden bekannt.

Der Novartis-Campus als Mauer

Genau dieser Frage hat sich Gabi Hangartner, heute Dozentin und Projektleiterin am Institut für Soziokulturelle Entwicklung an der Hochschule Luzern, schon vor Jahren in ihrer Masterarbeit gewidmet. Im Jahr 2006, als im St. Johann noch grosse Baustellen klafften, entwarf sie unter dem Titel «Urbanes Trendquartier oder gespaltener Sozialraum?» mögliche Szenarien für das Quartier mit dem Novartis-Campus.

Neun Jahre später stellt sie fest, dass beide Fragen im Titel ihrer Untersuchung mit Ja zu beantworten sind. Einerseits sei das St. Johann dank Kreativen und Jungunternehmerinnen zu einem «In-Place» geworden. Auf der anderen Seite habe sich der Stadtteil auch fragmentiert – jedenfalls sei der Novartis-Campus in der Tat wie eine Insel: «Die Grenze zwischen Quartier und Campus, die zwar keine Mauer ist, wirkt – trotz der wohlwollenden Gestaltung – als Grenze und signalisiert die Trennung von öffentlichem und privatem Raum», sagt Hangartner. Somit spielen nicht nur die Erhöhung der Mieten und der Schub an Sanierungen eine Rolle, sondern auch eine subtile, von Anwohnern im öffentlichen Raum wahrgenommene Art der Verdrängung.

«Ein Blick von aussen bestätigt die Einschätzung, dass der Konzern sich als hierarchisches Netzwerk zeigt, wo beispielsweise das Durchsetzen von Bauanordnungen und ein generelles Rauchverbot auf dem Gelände möglich sind.» Das Quartier hingegen zeige sich nach wie vor als «loses lebensweltliches Netzwerk», sagt Hangartner. Gleichzeitig habe es doch noch ein Stück Vielseitigkeit bewahrt: «Die Wohnbevölkerung im St. Johann hat Erfahrung im Zusammenleben mit verschiedenen Menschen und wird auch in Zukunft auf diese zurückgreifen müssen», ist Hangartner überzeugt. Positiv schätzt sie etwa die Entwicklungen rund um die Elsässerstrasse mit den vielen kleinen Läden ein. Daher denkt sie nicht, dass die Aufwertung vollends überhandnehmen wird: «Das St. Johann wird gegensätzlich bleiben.»

Aufruf zum Widerstand gegen CONEX15

Vordergründig themenfremd, bei genauerem Hinschauen eng mit der Entwicklung im Hafen und der Überwachung des öffentlichen Raums verbunden – hier der Aufruf gegen die Militärübung CONEX15 im Herbst 2015 (gefunden auf noconex15.noblogs.org):

NoCONEX15!

Aufruf gegen die Militarisierung unseres Lebens

Vom 16.-25. September 2015 führt das Schweizer Militär in der Nordwestschweiz die Truppenübung «CONEX15» durch. Ein apokalyptischer Ernstfall soll geprobt werden. Der Inhalt könnte kaum zynischer sein; denn während Europa und auch die Schweiz tagtäglich zuschauen, wie zehntausende Menschen im Mittelmeer ertrinken, bereitet sich das Schweizer Militär u.a. auf die Invasion und Abwehr dieser vor. So heisst es: «In einem fiktiven Europa der Zukunft, mit neuen Ländern und Grenzen, herrscht Wirtschaftskrise. Die Folgen wirken sich auch auf die Schweiz aus: Verknappung der Vorräte, Schwarzhandel, kriminelle Organisationen. Grosse Öl-, Gas- und Getreidevorräte werden zum Ziel von Sabotagen und Plünderungen. Ausserdem führen ethnische Spannungen zu grösseren Flüchtlingsströmen in die Schweiz.»

Bedrohungsszenarien

5000 Soldaten sind im Einsatz. Basel steht im Zentrum. Überwachung der Grenzen, Schutz «besonders gefährdeter Infrastrukturen der Telekommunikation, der Stromversorgung und der Lebensmittelverteilung». Unterstützt wird das Spektakel u.a. von den Schweizerischen Rheinhäfen Basel, dem Universitätsspital und der SBB. Eine Expo in Muttenz vom 19.-22. September in der Reihe „Deine Armee“ soll Einblick und Vertrauen schaffen. Eine Image-Kampagne für den Steuerzahler. Das Nachdenken über ein perfides System, welches Wirtschaftskrisen produziert und von diesen profitiert, tritt in den Hintergrund. Die Rede von einem fiktiven Europa der Zukunft und einer bevorstehenden Wirtschaftskrise verdeckt die Tatsache, dass wir mitten drin sind. Das Auseinanderfallen der europäischen Wirtschaftszone ist nicht fiktiv. Der Druck auf Griechenland ist real. Doch die Krise ist viel mehr. Die Krise ist ein Dauerzustand.Auch wenn sich die Schweiz nicht als Teil von Europa versteht und sich scheinbar seit je die Hände in Unschuld wäscht, wird schlau taktiert und davon profitiert. Der Ausbau eines repressiven Migrationsregimes (beispielsweise durch den Bau von Bundeslagern) wird mitgetragen, die Finanzhochburg Schweiz gesichert. Denn Menschen migrieren aus Lust zu entdecken, aber auch, weil Länder wie die Schweiz Tag für Tag Armut mitproduzieren, ausbeuten, Existenzgrundlagen zerstören und sich dabei unhinterfragt im Wohlstand suhlen. Unter dem Deckmantel von Demokratie, Diplomatie und Neutralität wird mit dem Schweizer Patentsrecht global enteignet, zugunsten der Staatskassen mit Rohstoffen spekuliert und Waffen für den ‹Dialog› produziert und exportiert.

Privilegiensicherung

Das Szenario von CONEX15 ist Teil einer militärischen Logik der ‹neutralen› Schweiz, die ihre Existenzberechtigung immer wieder neu legitimieren muss. In Zeiten, in denen der Krieg zwischen Staaten schon lange nicht mehr die Grundlage einer Armee darstellt, nimmt das Militär unlängst polizeiliche Aufgaben wahr. So verschiebt sich die Feindesachse: Es sind die sogenannten ‚ethnischen Konflikte’ die zu Migrationsströmen in die reiche Schweiz führen. Es ist die von der Wirtschaftskrise in blinde Gier verfallene Bevölkerung, welche plündert. Es sind die Feinde von Innen, die «kriminellen Organisationen». Für sie ist es der Krieg Aller gegen Alle: Die Barbaren und Gesetzlosen von nah und fern gegen die Zivilisation, gegen Recht und Ordnung. Für uns ist es der Krieg der Reichen gegen die Armen und Ausgeschlossenen: Bevölkerungskontrolle und Aufstandsbekämpfung zur Privilegiensicherung, zur Machterhaltung.

Wer die Bevölkerung regieren will, muss sie kontrollieren üben

Es sind solche Katastrophenübungen und inszenierte Spektakel, die schockieren und den Ausbau von Kontrollsystemen nach Innen und nach Aussen rechtfertigen. Es sind permanente Bedrohungsszenarien, die die Aufstandsbekämpfung lokal wie global gegen die armen Bevölkerungsschichten legitimieren.Verschärfte Grenzkontrollen, Kameras in der Stadt und nicht zuletzt Übungen wie CONEX15 sollen ein Gefühl von «wir haben alles im Griff» vermitteln, um das Bestehende zu stabilisieren. Dabei bedienen sie sich des Werkzeuges der kontrollierten Destabilisierung, auf dessen Grundlage die Erhaltung von Recht und Ordnung trainiert wird, von denen politische Manöver zur Verwaltung der Bevölkerung erprobt werden. Es ist der Schockzustand, der sprachlos macht, der ohnmächtig wirkt, der nach Schutz und Sicherheit rufen lässt – der sich in unseren Köpfen festsetzt und im Alltag weiterwirkt.

CONEX raus!

Der Staat wirft uns den Fehdehandschuh hin, wir haben ihn schon längst aufgenommen. Unsere Antwort ist einfach: Wir lassen uns nicht von den Ängsten eines paranoiden Staates regieren, uns nicht in die bestehende Ordnung zwingen. Dem Kapital und der Ausbeutung begegnen wir mit Solidarität. Mit kollektiver Handlungsmacht und nicht mit Ohnmacht. Wir sind nicht handlungsunfähige Idiot_innen der Geschichte. Vom 16.-25. September rufen wir daher alle von Privilegien Ausgeschlossenen, Antimilitarist_innen und Antiautoritären dazu auf, die Militarisierung unserer Stadt und unserer Leben zu verhindern: Hängt Transparente aus eurem Fenstern mit «CONEX RAUS». Verweigert es dem Militär, sich in euren Cafes und Bars zu verpflegen und verweigert ihnen die Bedienung. Sie dienen der Elite, wir nicht! Stören wir gemeinsam auf unterschiedliche Weise ihren militärischen Ablauf. Zeigen wir ihnen, dass sie nicht willkommen sind. Sagen wir den Soldat_innen: «Desertiert!»

Demos, Aktionen & Diskussionen

Anstelle eines Bedrohungsszenarios möchten wir die Truppenübung kritisch reflektieren und den Widerstand in die Stadt, die Öffentlichkeit und in den Alltag tragen. Im Zeitraum vom 17. bis zum 20. September sind bereits verschiedene Demos und Aktionen geplant. Merkt euch diese Tage vor und kommt nach Basel. Vor Ort wird es Anlaufstellen geben, wo ihr informiert werdet. Wir rufen euch dazu auf, euch selbständig zu überlegen, was ihr beitragen wollt. Wählt dazu jene Mittel, die ihr für geeignet haltet.

Sowohl in den Tagen und Wochen im Vorfeld, als auch im Anschluss an CONEX15 sollen Räume geschaffen werden, an denen wir uns inhaltlich vertiefen und austauschen können. Die Truppenübung dauert nur einige Tage, doch unser Widerstand soll Alltag werden. Denn unsere Kritik reicht weiter als nur die Abschaffung der Armee zu fordern, die Schweizer Beteiligung an Kriegen weltweit zu kritisieren oder die Forschungsprojekte an Schweizer Universitäten für militärische Zwecke und die Rüstungslobby zu benennen.

Solidarität und gegenseitige Hilfe statt Bedrohung, Angst und Privilegiensicherung.

Für eine herrschaftsfreie Welt, in die viele verschiedene Welten passen!

Roswitha kann bleiben!

gefunden auf der Seite des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt:

Rosskastanie am Wiesenplatz bleibt erhalten

Gemeinsame Medienmitteilung mit dem Stadtteilsekretariat Kleibasel und den Petenten für den Erhalt von Roswitha — Das im Rahmen eines Mitwirkungsverfahrens vor fünf Jahren entwickelte Projekt zur Schaffung eines Quartierplatzes am Wiesenplatz wird geringfügig angepasst. Damit kann die Rosskastanie «Roswitha» erhalten bleiben.

Im Rahmen der bereits laufenden Umgestaltung des Wiesenplatzes in Kleinhüningen wurde kürzlich vom Quartier der Erhalt einer Rosskastanie gefordert. […]

Im Anschluss daran hat das BVD beschlossen, das ursprüngliche Projekt mit kleinen Anpassungen umzusetzen. Diese erlauben es, dass auch die Rosskastanie «Roswitha» stehen bleibt. […]

Auf dem Wiesenplatz werden zudem, wie ursprünglich vorgesehen, Sitzbänke aufgestellt und Aufenthaltsflächen zum Verweilen geschaffen. Allerdings bedingt der Erhalt des Baumes, dass auf den neuen Brunnen verzichtet wird. Der bereits bestehende Basiliskenbrunnen bleibt auf dem Wiesenplatz. Durch die Anpassungen wird die Umgestaltung des Wiesenplatzes geringfügig günstiger.

Das Projekt wird nun entsprechend überarbeitet und kann idealerweise wie vorgesehen 2016 umgesetzt werden.

Was der Wagenplatz von Shift Mode hält

gefunden auf wagenplatz.ch:

Was wir von unseren Nachbarn halten

brachenMassaker

Geschichtlicher Abriss zum Massaker auf der Brache

Ostern 2013

Der Wagenplatz wird an der Freiburgerstrasse vertrieben und besetzt auf der Ex-Migrol Parzelle im Hafen eine neue Fläche.

Sommer 2013

Die Schweizerischen Rheinhäfen dulden den Wagenplatz und seine Projekte auf der Fläche von 6000 Quadratmeter.

Herbst/ Winter 2013

Die Ex-Migrol Parzelle geht im Baurecht zurück an die Immobilien Basel-Stadt. Kurz danach werden unter der Hand verschiedene Vereine angefragt auf der Parzelle Zwischennutzungen zu realisieren. Bei der ersten Anfrage lehnen alle Angeschriebenen das Angebot ab, auch aus Rücksicht gegenüber dem Wagenplatz. Bei einer erneuten Anfrage reicht der Verein Shift Mode ihr Projekt ein und bekommt den Zuschlag.

Frühjahr 2014

Der Wagenplatz versucht mit dem Verein Shift Mode Lösungen für ein konstruktives Nebeneinander zu finden. Nachdem der Verein Shift Mode mit falschen Zusagen und Versprechungen scheinbare Kompromisse eingeht, entpuppen sich die Lügen während eines Runden Tisches im April 2014 und Shift Mode macht einen kläglichen Rückzieher. Während der Verein Shift Mode starr auf ihren per Vertrag festgelegten Quadratmetern beharrt, wird im Juni 2014 rund die Hälfte des Projektes Hafenplatz polizeilich geräumt und 36 Personen verhaftet. Seitdem gibt es kaum mehr Austausch zwischen den Parteien.

Frühjahr 2015

Seit einem Jahr ist der Wagenplatz fast ausschliesslich ein Wohnprojekt, ein Zaun steckt die Fläche von ca. 3000 Quadratmeter säuberlich ab. Der Verein Shift Mode lässt die geräumte Fläche brach liegen.