Filmvorführung „Verdrängung hat viele Gesichter“

via Tageswoche:

Berliner Kiez-Aktivisten zu Besuch im Neuen Kino

Eine Aktivistengruppe aus Berlin hat ihren Widerstand gegen die Aufwertung ihres Wohnquartiers filmisch festgehalten. Am Samstag wird «Verdrängung hat viele Gesichter» im Neuen Kino in Basel gezeigt, anschliessend findet eine Diskussion zum Thema Gentrifizierung statt.

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Samira und ihre Mitstreiter marschieren demonstrierend durch den Berliner Stadtteil Alt-Treptow, sie sprechen Architekten an und Menschen, die um ihre Wohnung oder um ihren Laden fürchten, und sie besuchen Werbeveranstaltungen für den Bau von Eigentumswohnungen. Ihre Kritik fällt klar aus: Menschen mit wenig Geld werden verdrängt von solchen mit mehr Geld.

Der Film «Verdrängung hat viele Gesichter» dokumentiert den Widerstand gegen die Aufwertung eines Kiez. Im Arbeiterquartier halten zuerst Studenten und Kreative Einzug, später die Mittelschicht und Immobilieninvestoren. Die Aktivisten kämpfen vor allem gegen die sogenannten Baugruppen, eine Art Zusammenschluss von Einzelpersonen und Familien die gemeinsam ein Mehrparteienhaus bauen. Aus der Sicht der Aktivisten tragen diese Baugruppen genauso zur Verdrängung bei wie die grossen institutionellen Investoren.

Mehr Vehikel des Widerstandes als ausgewogene Dokumentation ist der Film eine Collage die Position bezieht. Handyaufnahmen polizeilicher Räumungen reihen sich an Interviews mit Architekten und Mitgliedern von Baugruppen, reportageartige Vor-Ort-Besuche auf Baustellen und an Porträts von Verdrängten.

Der starke Fokus auf einen Berliner Kiez sowie auf das Phänomen der Baugruppen lassen die Frage aufkommen, was die gezeigte Situation mit Basel zu tun hat.

Tina, die den Film ins Neue Kino bringt und ihren Nachnamen lieber nicht nennen möchte, erklärt, warum Alt-Treptow auch Basel sei. «Durch diesen Film bekommt man einen guten Eindruck davon, wie eine Verdrängung ärmerer Bevölkerungsschichten auch hier vonstatten gehen und wie sich Widerstand aus dem Quartier formieren könnte.»

Sie ist selbst Aktivistin aus dem Umfeld der Rheinhattan-Gegner und sieht etwa in den Zwischennutzern ebenfalls mittelständische Akteure einer Verdrängung. «Obwohl das zuerst vielleicht gar nicht so wahrgenommen wird, tragen kommerzielle Zwischennutzungen zur Aufwertung eines Stadtteils bei, insbesondere wenn dahinter die Verwaltung steht.»

Diese Aussagen, sowie jene, die der Film macht, polarisieren. Gleich nach der Vorführung findet deshalb eine Diskussion mit Aktivisten aus Basel und Berlin statt.

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