(Kurze) Besetzung im Gellert

Nur kurz währte die Besetzung von drei seit mehreren Jahren leerstehenden Gebäuden im Gellert am 8. August 2016. Die Polizei zwang die Besetzenden nach wenigen Stunden zur Aufgabe, nachdem der Eigentümer Strafantrag gestellt hatte. Nachfolgend das an die Medien verschickte Communiqué:

,,Occupez-moi!“

An die Medienschaffenden:

,,Der sehnsüchtige Ruf nach Belebung der entvölkerten Häuserzeile in der Hardstrasse ist laut.“
Heute am 8.8.2016 hat die Familie Falke die Häuser der Hardstrasse 112-116 besetzt.
Seit mehreren Jahren stehen diese Häuser leer und sind dabei dem Verfall ausgesetzt. In Anbetracht frappierender Wohnungsnot In Basel-Stadt wollen wir dem nicht länger zusehen, zudem eine Belebung der Ortschaft laut Quartierverein ausserordentlich erwünscht ist.
Der Trend liegt momentan leider nicht auf die Erhaltung von Bausubstanz und Lebensqualität, sondern vielmehr auf die Erbauung luxuriöser, anonymer Appartmentkäfige (Beispiele wären das Restaurant Da Gianni, die Alte Post St. Johann, das Freilager Dreispitz, die Überbauung Erlenmatt, Lothringerplatz).
In Zeiten zunehmender Gentrifikation und Verdrängung finden wir es notwendig sich das Lebenzurück zu nehmen, das uns immer mehr entzogen wird.
Die allgegenwärtige Aufwertung macht uns wütend – wir werden uns die Stadt so nicht leisten können und werden auf perfide Weise gezwungen uns an den Rand der Stadt und die Vororte zurückzuziehen. Die Kulturgelder, an denen wir nicht interessiert sind, ändern das Problem der Verdrängung nicht. Basel entwickelt sich in eine Stadt der Reichen, die jungen Menschen immer mehr verschlossen bleibt.
Die Verdrängung von jungen Menschen aus den Quartieren an die Peripherie der Stadt nimmt
immer weiter seinen Lauf.
Als kulturell aktive Personen können wir nicht dabei zusehen wie Basel von oben her immer mehr eingezwängt und normiert und zu einer kühlen Schlafstadt wird, deren kulturelles Angebot sich kategorisch an Besserverdienende und Touristen orientiert und nur aufblüht, wenn lukrative Messen wie die ‚‚Art Basel‘‘ oder die ‚‚Uhren- und Schmuckmesse‘‘ Einzug in die Stadt halten. (Vorausgesetzt es mischt sich niemand unauthorisiert ein)
Der Wohnungsmarkt gestaltet sich immer mehr als chancenlos für Personen wie wir, deren Ziel es nicht ist, sich materiell zu bereichern, sondern mit bescheidenen finanziellen Mitteln zu leben und dabei der Gemeinschaft etwas zurückzugeben.
Wir haben nicht vor mit der hohlen Hand vor den Staat zu treten noch unsere Träume aufzugeben.
In einer Gesellschaft wie sie sich heute vor uns stellt, sind solche Gemeinschaften wie die unsere, nicht vorgesehen.
Aufgrund dieses Mangels an zugänglichen Alternativen haben wir uns für den Weg der Besetzung entschieden. Uns ist es wichtig, unsere Projekte in einer gemeinschaftlichen Lebensorganisation umsetzen zu können.Der Quartierverein wurde auch informiert und auf mögliche Zusammenarbeit angesprochen, da uns ein konstruktiver Dialog mit dem Quartier als wichtig erscheint.
Eine Wiederbelebung der Hardstrasse würde diesem Quartier sicher guttun und ist wie wir der Quartierzeitung entnehmen konnten, auch erwünscht (,,Occupez-moi!“, Quartierkurier, Ausgabe 3/2013, Daniela Pfeil).

Wer sind wir?
Wir, die Familie Falke, sind eine Gruppe von jungen Erwachsenen zwischen 20 und 30
deren Ziel es ist, zusammen zu leben und zu arbeiten.
Wir haben uns zusammengefunden durch unsere gemeinsamen Interessen und Lebensziele und möchten an diesem Ort unser Lebensmodell verwirklichen.
Wir sind ein Kollektiv, das sich zusammensetzt aus Künstlern, Musikern und Handwerkern, und hier gerne die verlassenen Häuser durch Zwischennutzung neu beleben möchte.
Wir sind keine Gruppe, die diesen Ort für Parties und ähnliche Exzesse ausnutzen möchte, sondern friedlich und konzentriert arbeiten und leben möchten.

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